Vereinsgeschichte – Das Bootshaus, der Mittelpunkt damals und heute

Im Sommer 1931 wurde von einer kleinen Gruppe von „wassersportbegeisterten“ die Gütersloher Faltbootgilde gegründet. Nun hatte man ja einen Verein, aber immer noch keine Möglichkeit, die Boote in Wassernähe unterzubringen. Die Boote wurden abgebaut und per Bootswagen hinter dem Fahrrad zur Ems gebracht bzw. wieder auf dem gleichen Wege mit nach Hause genommen. Es wurde also der Plan gefasst, ein Bootshaus zu bauen. Dieses Vorhaben musste aus eigenen Reihen finanziert werden, da es dafür damals keine Zuschüsse gab. Jedes Mitglied musste 25,00 Reichsmark als Umlage bezahlen. Hierzu muss man wissen, dass ein Tagelohn bei ca. 4,50 RM bis 5,00 RM lag und die Hälfte der Mitglieder arbeitslos waren, da kann man sich gut vorstellen, wie schwer dieses den Einzelnen gefallen sein muss. Es wurden, mit Genehmigung vom Fürsten von Rheda, Bäume im Rhedaer Forst gefällt, diese wurden vom „Müller der „Brocker Mühle“ per Pferd und Wagen abgeholt, zu Balken geschnitten und wieder zur Ems gebracht. Sämtliche Arbeiten, Verzimmern, Richten, Verkleiden, Fenster und Türen fertigen und auch einsetzen usw. wurden ausnahmslos von den Mitgliedern der GFG verrichtet. Im Frühjahr 1932 konnte dann das Richtfest gefeiert werden und im Sommer hatte die Gütersloher Faltbootgilde ein schmuckes kleines Bootshaus an der Emsbrücke der Herzebrocker Straße stehen. 2 Umkleideräume und Platz für 20 Boote hatten die fleißigen Handwerker der GFG geschaffen.

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Unser 1. Bootshaus von der Entstehung bis zur Fertigstellung

In den nächsten 2 Jahren stieg die Mitgliederzahl derart an, dass sich schon bald zeigte, das Bootshaus ist zu klein. Die „neuen“ Mitglieder mussten zum Teil ihre Boote bei den umliegenden Bauern einlagern, zum Anderen mussten die Faltboote wieder abgebaut und wieder mit dem Fahrrad-Bootswagen mit nach Hause genommen werden.

Es drängte sich förmlich auf, entweder zu vergrößern oder neu zu bauen. Da aber eine Vergrößerung auf dem gepachteten Gelände nicht möglich war, musste man nach einer anderen Lösung suchen. Der damalige Vorsitzende Hermann Strüwer erinnerte sich an seinen Kriegskameraden, an den Bauern Berhorn. Dieser hatte ein Grundstück auf der Gütersloher Ems-Seite, das durch die Ems-Regulierung von seinen anderen Äckern und Wiesen abgetrennt war. Außerdem bestand zu diesem Grundstück ein „Wegerecht“ durch den „Rhedaer Forst“. Im Jahr 1935 wurde dieses Grundstück gepachtet.

Der Plan, ein neues und größeres Bootshaus zu bauen, wurde von den Mitgliedern zunächst mit Begeisterung aufgenommen. Jedoch im Hinblick auf das Vermögen des Vereins, Kassenbestand war damals 78 RM, wurden starke Bedenken laut. Viele Mitglieder hatten Angst, persönlich für die Schulden zu haften. Im Falle einer „Pleite“ wäre dieses auch wohl der Fall gewesen. Da inzwischen die Mitgliederzahl derart angewachsen war, blieb dem Verein aber einfach keine andere Möglichkeit, als ein neues Bootshaus zu bauen.

In der Jahreshauptversammlung 1935 legte Hermann Strüwer aus gesundheitlichen Gründen sein Amt als 1. Vorsitzender nieder. Als neuer Vorsitzender – damals hieß dieses Vereinsführer – wurde Hermann Aulenkamp gewählt. GFG-Mitglied und Architekt Walter Wegner hatte inzwischen Pläne für ein neues Bootshaus ausgearbeitet. In dieser Jahreshauptversammlung wurde nun beschlossen, diese Pläne zu verwirklichen.

Im Frühjahr 1936 erhielt die GFG die Baugenehmigung. Allerdings stellte sich später raus, dieses geschah aus Versehen. Sie wäre normalerweise niemals erteilt worden, zumindestens nicht für das geplante Gebäude, da das Gelände im Überschwemmungsgebiet liegt. Nach der ersten Ablehnung durch die Stadt Gütersloh wurde der städtische Beamte leider krank und Walter Wegner stellte die Baugenehmigung bei der „Vertretung“ neu. Dieser wusste offensichtlich nichts von der „1. Ablehnung“ und erteilte die Baugenehmigung. Am Karfreitag 1936 wurde mit den Arbeiten begonnen. Es wurde den Mitgliedern verboten, in diesem Sommer zu paddeln. Jeder sollte mitarbeiten an dem Neubau. Das Gelände war durch den „Rhedaer Forst“ nur über eine schmale Fußgängerbrücke, die über den alten Emsarm ging, zu erreichen, dadurch musste das gesamte Baumaterial mit einem alten Fahrradanhänger per Hand zur Baustelle geschoben werden.. Das Wasser zum Speisanrühren musste mittels einer Weidepumpe von Hand gepumpt werden. Es begann eine Zeit, in der von fast allen Mitglieder jede Minute Freizeit mit Begeisterung am Bootshausbau verbracht wurde.

Aber nur mit Begeisterung lässt sich ein so großes Bootshaus nicht bauen. Es traten immer wieder Geldprobleme auf. Wenn auch die meisten Arbeiten von den Mitgliedern gemacht wurden – z. B. hat Walter Wegner die gesamten Maurerarbeiten fast allein durchgeführt – allerdings gab es auch Arbeiten, die nicht „selbst“ gemacht werden konnten. So mussten die Betonarbeiten vergeben werden. Der Vorsitzende Hermann Aulenkamp verhandelte deshalb mit der Firma Struck. Die Bezahlung erfolgte in Raten von 50 RM und zwar vierteljährlich. Das alte Bootshaus wurde vorsichtig abgebaut und das gesamte Holz beim Neubau wieder verwendet. Die Zimmerei Vielstedde aus Herzebrock machte die gesamten Zimmerarbeiten und in Eigenarbeit wurde die Holzverkleidung im Obergeschoß angebracht und die Fenster eingesetzt. Im Frühsommer konnte das Richtfest gefeiert werden. Da der Verein jedoch kein Geld für Getränke hatte, mussten diese auch noch von den Mitgliedern selbst bezahlt werden. Nun konnte man sehen, welch schönes Haus der Verein bekommen wird. Alle Bedenken, ob es wohl klappt und ob die Finanzierung auch die einzelnen Mitglieder nicht in die Schulden bringen wird, waren verflogen. Die Begeisterung war so groß, dass zum Beispiel ein paar Mitglieder an einem Sonntag mit ihren Freunden paddelten und nicht mitarbeiteten. Sie wurden einstimmig aus der GFG ausgeschlossen.

Vereinsgeschichte_Bootshaus_04Durch Schuldschein und Baustein-Darlehen wurde das 2. Bootshaus finanziert

Der Innen- und Außenausbau ging zügig weiter. Paul Henze stellte einen Autoscheinwerfer auf, damit konnte auch Nachts gearbeitet werden. Im August 1936 war es soweit, der Bürgermeister Bauer weihte das neue Bootshaus ein. Viele prominente Gäste waren zu dieser Einweihung gekommen, unter anderem auch die 2 Olympiasieger im Kanu-Rennsport aus Herford, Tilker und Bondroit. Auch viele Gäste aus Gütersloh kamen um zu sehen, was sich an der Ems getan hatte. Als der Balkon voll mit Gästen war, haben einige Mitglieder, vor allem aber Architekt Walter Wegner, den Atem angehalten. Jetzt musste sich zeigen, ob er – der Balkon – einstürzt oder nicht. Er ist nicht eingestürzt. Am glücklichsten waren die Mitglieder, denn sie hatten es geschafft, in 6 Monaten ein Haus zu erstellen, ohne jeden Zuschuß, in absoluter Eigenarbeit, ein Haus, das für jedes Mitglied auch einen Bootsplatz bereit hielt und welches auch ein Zentrum darstellte, wo man fast zu jeder Zeit Gleichgesinnte antraf. Dieses Haus wurde gebaut mit unglaublichem Einsatz jedes einzelnen Mitglieds, mit eigenen finanziellen Opfern – „Baustein“, persönliche Bürgschaften usw.

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Zeitungsartikel zur Bootshauseinweihung 29.8.1936

Das Bootshaus erfüllt in seiner ursprünglichen Form noch heute den Zweck, den man damals beabsichtigt hatte: Platz für die Boote und ein Treffpunkt für die Mitglieder zu sein.

Um nun den Erfordernissen der „Neuzeit“ gerecht zu werden, sind einige Maßnahmen zum Erhalt und zur Modernisierung durchgeführt worden. Denn wer erinnert sich nicht noch gern an an die Aktion „Wasserleitung“. Diese brachte in schweißtreibender Arbeit „fließend Wasser“ ins Bootshaus. Toilette mit fließend Wasser und die 2 Duschen wurden dadurch möglich. Oder… Holz- und Mauerwerk wurden abgestrahlt, verputzt und gestrichen. Die Spindwand musste der Holzvertäfelung weichen und eine Rasterdecke wurde eingehängt. Der Balkon, der Eingang und die Küche bekamen Fliesen und neue Paneelen, der Clubraum wurde vertäfelt und neu eingerichtet. Die siebziger Jahre (1978) wurden beendet mit dem neuen Anstrich von Fenster und Türen.

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Das 2. Bootshaus 1936

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und 1981

Aber schon bald sollte noch mehr „Komfort“ in das Bootshaus einziehen. Ein zweigeschossiger, voll isolierter, beheizbarer Anbau, in dem unten die Sanitär-Anlagen und Umkleideräume, im Obergeschoss ein großer Jugendraum integriert wurde. 1984 fanden sich nach GFG-Tradition, viele Mitglieder zu dieser „Eigenarbeit“ am Bootshaus ein. Nach den Plänen und der engagierten Leitung vom Architekten Heiner Droop, wurde dieser Anbau im Sommer 1985 fertiggestellt. 5 Jahre später wurde eine Garage und eine Außentoilette angebaut. 1994 wurde innerhalb von 2 Wochen die gesamte Wand zur „alten“ Ems inklusiv der „Gründung“ neu erstellt. Dieses geschah in den Osterferien, da konnten die Jugendlichen im Bootsschuppen übernachten, um Diebe aus dem „offenen“ Bootshaus abzuhalten. Ein neues Dach wurde 1996 auf das „alte“ Dach aufgebaut Eine Vollisolierung sollte die Modernisierung und den Erhalt unseres Bootshauses weiter nach vorne bringen. 2003 wurde begonnen die gesamte Elektrik des Bootshauses neu zu installieren und auf den neuesten Stand zu bringen. Die GFG Gütersloh wäre ohne dieses Bootshaus nie diese GFG geworden. Die Verbundenheit zum Bootshaus hat seit Vereinsgründung Tradition bei den Mitgliedern. Selbstlos – ganz im Sinne eines Walter Wegeners – wurden mit viel Spaß und großem Engagement unzählige Renovierungs-, Erhaltungs- und Verschönerungs-Arbeiten am Bootshaus durchgeführt. Unsere Gründer haben es aufgezeigt – die Erben wandeln auf ihren Spuren.

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